Kreativität und Vorstellungskraft

Als Illustrator sollte man in der Lage sein, Motive gemäß Kundenbriefing erstellen zu können. Ein Briefing ist eine mehr oder weniger detaillierte Beschreibung des gewünschten Motivs mit Angaben zu Charakteren, Location, Styling, Setting, Lichtatmosphäre, Blickwinkel und Perspektive.

Bei Auftragsarbeiten wirst du schnell merken, dass nur handwerklich gutes (Ab)abzeichen nicht ausreichend ist. Warum? Es gibt sehr selten Bildvorlagen, die genau zur Briefingbeschreibung passen. Somit musst du dich auf deine Kreativität und Vorstellungskraft („aus dem Kopf zeichnen“) verlassen können.

Im folgenden Abschnitt beschreibe ich meinen persönlichen Arbeitsprozess bei der Erstellung einer digitalen Illustration in Photoshop.

Der Workflow

Die Grobskizze. Ich starte mit einer groben Vorskizze. Diese zeichne ich ganz „aus dem Kopf“. Die Vorskizze dient als gemeinsame Kommunikationsbasis mit dem Auftraggeber. Anhand solcher „roughs“ können verschiedene Ansätze / Vorstellungen besprochen und Änderungen zeitsparend umgesetzt werden. Unnötige Details sind unwichtig.

Die Feinskizze. Steht der grobe Bildaufbau, nutze ich Bildvorlagen, um Stoffe oder technische Details meiner Schnellskizze hinzuzufügen und sie somit zu verfeinern. Die Vorlagen dienen mir als Inspirationsquelle, wenn die eigene Vorstellungskraft nicht mehr aussreicht, oder wenn es schnell gehen muss. Sie beinhalten Beispiele zu Haarfrisuren, Klamotten, Styles, Gegenständen, Objekten, Lichtstimmungen, Perspektive, usw.

Als Illustrator bist du nicht nur ein guter Zeichner, sondern im übertragenen Sinne zugleich Make-up und Hair Stylist,  Trendscout, Modedesigner, Fashionista, Produktdesigner, Architekt und Regisseur.

Ich arbeite stets von grob zu fein. Erst wenn die bildtragenden Elemente wie Perspektive und Aufbau geklärt sind, optimiere ich die Proportionen und Verhältnisse der einzelnen Elemente zueinander.

Die Finalskizze / Reinzeichnung. Jetzt geht es nur noch um Details und den letzten Feinschliff. Ob Falten, Muster, Mimik, usw… alles wird verfeinert und optimiert. Sehr oft pause ich in dieser Phase meine Arbeit nochmals ab, um auch wirklich alles „rein“ zu haben.

Die Koloration. Im ersten Step lege ich mit Hilfe einer Einstellungsebene (Tonwertkorrektur oder Gradationskurven) die Licht- und Schattenbereiche fest. Diese Ebene befindet sich oberhalb der Ebene mit der Zeichnung. Eine Ebene unterhalb der Zeichnung nutze ich für die Koloration. Dabei verwende ich naturgetreue neutrale Farben, die ich flächig auftrage. Die endgültige Lichtstimmung lege ich zum Schluss über weitere Einstellungsebenen und Farbanpassungen oberhalb der Ebenen fest.